Prüfantrag genehmigt: Bewerbung als Öko-Modellregion

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Ein Projekt, das wir seit Jahren verfolgt haben und nun wieder für Bewerbungen offen ist: Die bayerischen Öko-Modellregionen. Wir wollen das bayerische Ziel, die ökologische Landwirtschaft bis zum Jahr 2030 auf 30 % zu erhöhen, auch hier in Kitzingen mit konkreten Schritten erreichen und so haben wir am 30. Oktober den Antrag an den Kreistag gestellt, dass sich der Landkreis Kitzingen als Öko-Modellregion bewerben möge. Das wurde nun im Umweltausschuss beraten und mit zwei Gegenstimmen angenommen.

Unser Mitglied Michel Zink, selbst Koch, war in der Sitzung und verfasste diesen Kommentar:

Bio muss verfügbar sein, um politisch gesetzte Ziele überhaupt erreichen zu können

Ein Kommentar zur Debatte im Umweltausschuss des Kreistags von Michael Zink

Die Diskussion im Umweltausschuss zur geplanten Ökomodellregion hat eindrucksvoll gezeigt, wie groß die Diskrepanz zwischen politischen Zielsetzungen und der Realität der Lebensmittelbeschaffung weiterhin ist. Obwohl der Prüfauftrag letztlich eine Mehrheit fand, wurde erneut deutlich, wie hartnäckig sich bestimmte Fehlannahmen halten – etwa jene, Bio müsse überwiegend direkt vermarktet werden und eigne sich deshalb nicht für größere Strukturen oder öffentliche Einrichtungen.

Besonders irritierte die vehemente Ablehnung durch Fr. Schwab, die davon sprach, Bio sei vor allem ein Direktvermarktungsprojekt und durch das Volksbegehren „Rettet die Bienen“ entstanden. Diese Ansicht verkennt sowohl die Marktrealität als auch die strukturellen Anforderungen größerer Abnehmer. Dr. Hünnerkopf versuchte zwar, diese Position seitens der CSU zu relativieren – dennoch bleibt der Kern des Problems bestehen: Solange Bio-Landwirtschaft in Bayern lediglich rund 13 Prozent der Fläche umfasst, bleibt Bio für Großküchen, Kliniken, Schulen und Kantinen schlicht nicht in ausreichender Menge verfügbar. Damit wird das politische Ziel von 30 Prozent Bio-Landwirtschaft bis 2030 faktisch unerreichbar.

An dieser Stelle war auch die Einschätzung unserer Landrätin Bischof bemerkenswert. Sie erinnerte daran, dass sich der Freistaat Bayern wohl etwas dabei gedacht habe, als er das Konzept der Ökomodellregionen ins Leben rief. Wenn ein solches Programm vom Staat angestoßen werde, könne es „so schlecht, ja nicht sein“. Diese Feststellung unterstreicht, dass hinter dem Modell eine strategische Überlegung steckt – nämlich die gezielte Stärkung regionaler Wertschöpfungsketten.

Großküchen brauchen verlässliche Lieferketten – keine romantischen TV-Konzepte

Als Küchenleitung in einer größeren Einrichtung weiß ich: Die oft zitierte Vorstellung eines Küchenchefs, der täglich von Hof zu Hof fährt, um frische Bio-Lebensmittel einzukaufen, mag im Fernsehen funktionieren – im Alltag einer professionell organisierten Verpflegung ist sie jedoch völlig unrealistisch. Große Einrichtungen arbeiten mit klaren Prozessen, Mengenanforderungen, Lieferplänen und Qualitätsstandards. Sie benötigen Zentralstrukturen: Großmärkte, Händler, Logistiker.

Wenn diese Strukturen von regionalen Bio-Erzeugern nicht bedient werden können, bleibt nur der Import. Das Ergebnis ist paradox: Während politisch mehr regionale Bio-Produktion gefordert wird, kaufen öffentliche Einrichtungen Bio-Gemüse, Bio-Milchprodukte oder Bio-Fleisch aus anderen EU-Ländern – nicht aus Mangel an Nachfrage, sondern aus Mangel an Angebot.

Ein Wettbewerbsnachteil für heimische Landwirte

Für die Landwirte vor Ort ist diese Situation langfristig ein Wettbewerbsnachteil. Denn wo Bio im großen Stil fehlt, entstehen keine regionalen Wertschöpfungsketten. Die höheren Margen, die stabilere Nachfrage und die Planbarkeit größerer Abnehmer bleiben ungenutzt – zugunsten ausländischer Erzeuger, die längst erkannt haben, wie wichtig der Bio-Markt ist.

Gerade deshalb sind Ökomodellregionen ein wichtiger Baustein: Sie ermöglichen die Vernetzung von Landwirtschaft, Verarbeitung, Handel und Großverbrauchern. Sie identifizieren Bedarfe, bauen Logistikstrukturen auf und helfen, Erzeugerbetriebe beim Umstieg zu unterstützen. Genau dieses koordinierte Vorgehen fehlt bislang in vielen Regionen.

Fazit

Wer ernsthaft möchte, dass öffentliche Einrichtungen einen höheren Bio-Anteil einsetzen, muss dafür sorgen, dass das Angebot vorhanden ist. Das bedeutet:

  • mehr regionale Bio-Erzeugung,
  • bessere Anbindung an Großhändler,
  • klare politische Unterstützung,
  • und ein Ende der Vorstellung, Bio sei ein Nischenprodukt für Hofläden.

Eine Ökomodellregion ist kein Selbstzweck. Sie ist ein notwendiges Instrument, um die Lücke zwischen politischem Anspruch und praktischer Umsetzung zu schließen – ein Schritt, der längst überfällig ist.


Michael Zink


Zum Antrag: